Eigentlich wird die markante Säule im Berliner Tiergarten von der Siegesgöttin Viktoria gekrönt – aber in Berlin hat man wenig Sinn für Pathos und spricht stattdessen lieber von der „Goldelse“. Bereits seit 145 Jahren ist sie ein Wahrzeichen der Stadt, aber nicht immer stand sie dort, wo man sie heute findet. International bekannt wurde sie, als Bruno Ganz als Engel Damiel in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ (1987) auf der Schulter der Bronzefigur Platz nahm und seinen Blick über die Stadt schweifen ließ.
Vom Königsplatz zur Straße des 17. Juni
Als man die Säule 1873 zum Gedenken an den Sieg im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 im Beisein von Reichskanzler Bismarck und Kaiser Wilhelm II. feierlich aufstellte, stand sie auf dem Königsplatz, dem heutigen Platz der Republik, wo sich seit 1894 auch das Reichstagsgebäude befindet. Als sie 1939 nach Plänen von Albert Speer zum Großen Stern verpflanzt wurde, wuchs sie noch einmal um ca. sieben Meter auf ihre heutige Größe.
Kulisse für Barack Obama
Nach 1945 wäre die Siegessäule, die den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden hatte, beinahe zerstört worden: Die französische Besatzungsmacht beantragte den Abriss des Denkmals für militärische Siege Deutschlands, der aber auf Intervention der Briten und Amerikaner verhindert wurde. Seit diesen turbulenten Zeiten ist sie nur noch Mittelpunkt friedlicher, internationaler Veranstaltungen, wie der Loveparade, dem Berlin Marathon oder auch Kulisse für den historischen Auftritt Barack Obamas im Jahr 2008 vor 200.000 begeisterten Menschen.
Berlin aus 50 Metern Höhe
Auf dem riesigen Granitsockel der Siegessäule befindet sich ein Glasmosaik, das die Gründung des Deutschen Reiches darstellt. Die Säule selbst besteht aus Sandstein, der mit 60 vergoldeten Kanonenrohren verziert ist, die im 19. Jahrhundert als Kriegsbeute nach Berlin kamen. Die Viktoria ganz oben besteht aus vergoldeter Bronze und wird auch als Personifikation Preußens interpretiert. Wer der 35 Tonnen schwere Dame näher begutachten möchte und sportlich ist, kann die 285 Stufen der Wendeltreppe in der Säule erklimmen und sich dann ein wenig wie Bruno Ganz fühlen. Der Blick über die Bäume des Tiergartens hin zum Brandenburger Tor ist jedenfalls atemberaubend und ganz sicher ein Muss bei jedem Berlin-Besuch.
Wie kommt man hin?
Von unserem Hotel aus sind es mit den Öffis ca. 40 Minuten: Vom Ostkreuz mit der S-Bahn bis zur Station Bellevue, von dort aus ca. 10 Minuten zu Fuß zum Großen Stern.
Was muss man dort gesehen haben?
Die herrliche Aussicht auf der Plattform der Säule kann man für ein Eintrittsgeld von 3 Euro pro Person genießen. Der Sockel und der Große Tiergarten außen rum dagegen sind völlig kostenlos. Der Platz ist übrigens gesäumt von drei Denkmälern für die preußischen Generalfeldmarschälle Moltke und Roon und Bismarck. Und keine Angst vor dem Kreisverkehr am Großen Stern: Die Säule selbst erreicht man durch eine Fußgängerunterführung.
Was ist noch in der Nähe?
- Der Große Tiergarten ist einer der beliebtesten Orte Berlins, um im Grünen laufen zu gehen. Der Tiergarten ist groß genug, um auch längere Strecken ohne viele Wiederholungen absolvieren zu können. Sehenswürdigkeiten an der Strecke wie das Schloss Bellevue oder das Bundeskanzleramt machen die Laufrunde noch kurzweiliger.
- Das Brandenburger Tor erreicht man von der Siegessäule aus schnurstracks geradeaus über die Straße des 17. Juni.
- Etwa 2 km Luftlinie von der Siegessäule entfernt befindet sich ein weiteres Berlin-Highlight: Der Potsdamer Platz bietet nach so viel Kultur und Geschichte jede Menge Shopping-Möglichkeiten zum Durchatmen.
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